Rolling Stones, the
» i’m free
Album: December’s Children, London Records, 1965.
Der Titel dieser Nummer, welche auf der dritten Stones LP „Out of our heads“ 1965 erschien, ist verdammt ernst gemeint. Langsam wurde klar, dass das Leben der Stones nur mehr wenig mit dem der Arbeiterklasse oder der Mittelschicht in Grossbritannien zu tun hatte. Sie gehörten Plötzlich zu einer Art von königlicher Familie, in der jede Laune, auch wenn sie noch so albern war, ernsthaft diskutiert wurde. Noch lieferte die Band fröhlich den schimmernden Blues-Pop-Hintergrund für Jagger, der prahlte, er nehme sich die Freiheit, auch „ein Lied zu singen, das nicht gerade im Trend liegt.“ Er habe das Recht, alles zu tun und sich zu nehmen, was er will auch die Wärme und die Zärtlichkeiten der Frau, die gerade Objekt seiner Begierde ist. Nicht um sich wohl zu fühlen, sondern um sich emotional aufzubauen. War für ihn das dasselbe war und ist…
» sympathy for the devil
Album: Beggar’s Banquet, 5. Dezember 1968. 10 Tage nach dem „White Album“ der Beatles.
Dieser Song war als Metapher auf die dunkle Seite der Seele des Menschen gedacht. Jagger wurde inspiriert durch das Buch von Mikhail Bulgakov „The master and Margarita“, welches er von Marianne Faithfull bekommen hatte. Den Song im Studio umzusetzen, bedurfte einer tagelangen Session im Olymic Studio, wobei der Song sich nur langsam entwickelte. Nicht selten spielte dabei Keith Bass und Bill Wyman Percussion. Die Metamorphosis dieses Songs kann man in Jean-Luc Godards „One Plus One“ eindrücklich nachempfinden. Das Image dieses Songs hing den Stones noch für Jahre an.
» you can’t always get what you want
Album: let it bleed, Dezember 1969.
Der Song erlangte im Juli 1969 als B-Seite der Single „Honky Tonk Woman“ Nr. 1 Status in den UK und Amerika. “This Record should be played loud” hiess es über dem Album in grossen fetten Lettern. Dies eigentlich als Aufforderung an den Hörer gedacht, seine Sinne zu schärfen und gegen die Entwicklungen der Welt Stellung zu beziehen. Dies in einer Zeit, wo Marthin Luther King und Robert Kennedy ermordet wurden, Russland die Tschechei überfiel, Bomben in Nordirland einen Glaubenskrieg eskalierten und Richard Nixons Krieg in Vietnam ausser Rand und Band geriet. Genau dieses Gefühl versuchte dieser Song auszudrücken, ein Melodrama auf das Verlieren jugendlicher Unschuld. Er läutete profund das Ende einer Ära, der Sixties, ein. Während die Beatles implodierten waren die Stones auf dem Weg sich den Titel „The Worlds Greatest Rock’n Roll Band“ zu verdienen. Der Song wurde bereits Live auf „Rock’n Roll Circus“ performed, begann aber im Studio eine neue Dimension anzunehmen. Al Kooper spielte French Horn, Produzent Jimmi Miller sass an den Drums und der London Bach Chor verlieh dem Song biblische Proportionen.
» paint it black
Album: Big Hits (High Tide and Green Grass), Decca Records 1966.
Auf dieser 1966 erschienen Single sind Mick Jagger davon, die Welt in Schwarz zu verwandeln, um seine durch einen unsäglichen Verlust erschütterte Seele zu besänftigen. Der Erfolg dieser Nummer ist zweifelsohne Brian Jones zu verdanken, der dem Ganzen mit einer Sitar-Melodie ein exotisches Flair verleiht. Die Bandbreite an Instrumenten, die Jones beherrschte – von der Marimba bis zum Mellotron – hatten ihm bis anhin eine wichtige Rolle bei den Stones gesichert. Übermässiger Drogen- und Alkoholkonsum liessen in aber immer weiter abdriften, bis sich der Rest der Band dazu entschloss ihn zu feuern. Wenige Wochen nach seinem Rausschmiss, im Juli 1969, war Brian Jones tot. Der Songtitel, der auf der Single mit einem Komma vor „black“ erschien, gab Anlass zu der Frage, ob sich hier ein rassistischer Unterton verberge. Tatsache ist, dass das Komma willkürlich gesetzt wurde, denn seit eh und je sind beide Versionen – mit und ohne Komma – üblich. Selbst auf unterschiedlichen Best-of-Alben ist die Schreibweise nicht einheitlich.
» jumping jack flash (JJ flash)
Album: Beggars Banquet, 6. Dez. 1968 (UK), Jagger/Richards
Erstmals 1968 veröffentlicht, vierzehnte in Großbritannien erschienene Single der Rolling Stones. Die Aufnahme war auch der Einstand für Jimmy Miller als Produzent der Band. Die Veröffentlichung gilt als Wiedergeburt der Rolling Stones: Nach den psychedelischen Abenteuern von 1967, nach Gefängnisaufenthalt und Schwanengesängen in der englischen Musikpresse gelangten die Stones wieder zu einem Sound voller Rock und Blues, mit einem Gitarren-Riff, das davon kündete, dass ihre beste Zeit noch bevorstand.
Dieses Gitarren-Riff, das auf eine von Bill Wyman am Keyboard entwickelte Grundidee zurückgeht, verwandelte Keith Richards während der Aufnahmen zum Album Beggars Banquet in den Olympic Studios in London in einen gut dreieinhalb Minuten langen, Funken sprühenden, perfekten teuflischen Ausbruch voller roher, treibender Kraft und ursprünglicher Energie, perfektioniert durch Mick Jaggers hitzigen, schamlosen und kraftvollen Gesang.
Auf eine Nennung als Mitautor musste Bill Wyman allerdings verzichten. Wie fast immer bei den Rolling Stones wurden nur Mick Jagger und Keith Richards als Urheber des Liedes genannt. In seiner Autobiographie Stone Alone nennt Bill Wyman die Hintergründe: Es passierte oft, daß Grundideen und andere Einfälle von Brian, Charlie oder mir während langer Studiosessions im Schmelztiegel landeten, aber nach ein paar Stunden oder Tagen waren die Ursprünge unserer Vorschläge verschwunden…. In der endgültigen Fassung spielte Richards E-Bass und nicht – wie sonst üblich – Bassist Wyman, der statt dessen elektronische Orgel spielte.
» the spider and the fly
Album: Out of our Heads, released 20. August 1965 (UK), Jagger/Richards
Der Song wurde in den UK als B-Seite von I’cant get no satisfaction herausgebracht. eine langsame Bluesnummer, aufgenommen während der ersten US Tour in Chicagos Chess Records Studio. Bemerkenswert ist typische Zusammenspiel der Gitarren von Brian und Keith entwickelt. Mike spielt Harmonica, Jack Nitsche Percussion und Keyboards.
» 2000 light years from home
Album: Their Satanic Majesties Request, Decca Records, 1967.
Das 1967 auf „Their satanic majesties request“ erschiene Stück entfaltet eine vorwärtstreibende, futuristisch klingende Instrumentation und bewegt sich langsam ins Niemandsland. Der Song war für die Stones nur eine kurze Episode, ein Sound, mit dem sie später nie wieder experimentierten. Wie die restlichen Stücke dieser LP, wurde auch dieses Science-Fiction-Epos auf einem Vierspurgerät in den Londoner Olympic Studios aufgenommen. Echoeffekte und Schläger von einer im Studio herumliegenden grossen Orchestertrommel wurden langsamer abgespult und später zum ursprünglichen Track hinzugefügt. Jagger singt von Einsamkeit im Universum, vielleicht inspiriert von seinen wenigen Tagen im Gefängnis.